Ursprünglich hatte Samarkand einen Teil des Afrasiabhügels eingenommen, der nördlich der heutigen Stadt emporragt. Langsam dehnte sie sich aus, bis sie im 9. Jahrhundert den ganzen Hügel bedeckte. Als die Mongolen Samarkand erstürmten, wurde die Wasserleitung zerstört, womit das Leben auf dem Afrasiab aufhörte. Heute stellt er eine kahle Anhöhe dar, in deren Boden unschätzbare Kunst- und Kulturwerte der Vergangenheit verborgen liegen.
Es dauerte ein ganzes Jahrhundert, bis die Folgen der Mongoleninvasion überwunden waren. Das geplünderte und verwüstete Samarkand erwuchs auf dem Boden der einstigen Vorstadt zu neuem Leben. Auf dem Afrasiab begann neben einem "Heiligtum", dem vermutlichen Grab des Kussam ibn-Abbas, der Wiederaufbau der Nekropolis Schahi-Sinda. Einige Bauwerke der Begräbnisstätte stammen aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, aus der Zeit des Ulugbek. Zu ihnen gehören das verhältnismäßig schlicht gestaltete Eingangsportal (1434-1435) am Fuße des Afrasiab, sowie ein etwas höher gelegenes Mausoleum mit zwei hohen türkisblauen Kuppeln. Man nimmt an, dass dort Ulugbeks Lehrer, der Astronom Kasy-sade-Rumi, bestattet ist.
Der schmale Gang hinter diesem Mausoleum ist zu beiden Seiten mit Mausoleen der Tamerlan-Zeit bebaut. Mit Majolika und Schmelzziegelmosaik bedeckt, wirken sie märchenhaft.
Am besten erhalten ist das Mausoleum der Schadi-Mulk-aka (1372) und ihrer Mutter Turkan-aka, der Schwester Tamerlans. Die Verkleidung des Portals besteht aus gebrochenen und glasierten Terrakottablöcken und Majolika. Im Innenraum herrscht Majolika vor.
Den Abschluß der Gräberstraße bildet ein bezaubernder schattiger kleiner Hof, der aus drei Mausoleen gebildet wird: dem der Tuman-aka (Beginn d. 15. Jh.) und zwei Mausoleen aus der Zeit vor Tamerlan-dem des Chodsha Achmad und einem namenlosen von 1360-1361, die an Pracht geradezu miteinander wetteifern.
Eine Tür mit den Jahreszahlen 1404-1405, die Schnitzwerk aufweist und einstmals mit Elfenbein eingelegt war, führt aus dem Hof zu einer Moschee des 15. Jh. und dem ältesten und wichtigsten Mausoleum, dem des Kussam ibn-Abbas. Das vielfarbige glasierte Dekor von Schah-i-Sinda ist einzigartig. Ende des 14. Jahrhunderts wurde Samarkand die Hauptstadt des riesigen Tamerlanreichs. Mit ungewöhnlicher Eile wurde binnen fünf Jahren (1399-1404) die Moschee Bibi-Chanym errichtet.
Ihre Mauern sind mit abgeschliffenen Ziegeln verkleidet. Sie bilden den Hintergrund großer geometrischer Ornamente, welche mit blauen Schmelzziegeln eingelegt sind. Dieses monumentale Schmuckwerk ist charakteristisch für die unter Tamerlan errichteten großen Bauwerke.
Zu den letzten Gebäuden, die der "eiserne Lahme" in Samarkand schaffen ließ, gehört das Mausoleum Gur-Emir (1403-1404). Dort sind seine Söhne, sein Enkel Ulugbek und er selbst bestattet worden. Das Mausoleum wurde an zwei vorhandene Gebäude, eine Medrese und eine Herberge für Derwische (Chanaka) angebaut und bildete auf diese Weise die dritte Seite eines Hofes. Zur vierten wurde ein mit Schmelzziegelmosaik bedecktes Portal gebaut.
Die im 15. Jahrhundert unter Ulugbek in Samarkand entstandenen Bauwerke sind weniger monumental, zeichnen sich jedoch durch edle Formen und Harmonie der Mosaikverkleidung aus: das Eingangsportal der Nekropole Schah-i-Sinda, das Mausoleum des Kasy-sade-Rumi, ein achteckiges Mausoleum und eine Medrese auf dem Registan (1420), dem großen Platz, auf dem sich damals das Leben der Stadt konzentrierte. Ein einzigartiges Bauwerk des Ulugbek war seine unweit von Samarkand angelegte Sternwarte. Nach seiner Ermordung geriet sie in Verfall und wurde bereits im 16. Jh. zur Ruine. Neben den monumentalen Bauten des 15. Jahrhunderts bildeten sich kleine Gruppen von Bauwerken heraus, bei denen die freie und malerische Planung mit großem künstlerischem Feingefühl gehandhabt wurde. Ein Beispiel ist das Ensemble Chodsha Abdi-Darun.
Im 16. Jahrhundert wurde wieder Buchara zur Hauptstadt, und die Bautätigkeit in Samarkand gelangte zum Stillstand. Viele Gebäude verwahrlosten deshalb.
Im 17. Jahrhundert erbaute man am Ort einer baufälligen Chanaka des Ulugbek die Medrese Schir-Dor (1619-1636). Sie steht der Medrese des Ulugbek axial gegenüber und ist nicht nur in den Ausmaßen, sondern auch in der ganzen Gestaltung ein genaues Gegenstück zu ihr.
Die dritte Seite des Registan-Platzes wurde mit der Medrese Tillja-kari (1646-1660) gebaut. Da Tamerlans Moschee Bibi-Chanym bereits stark in Verfall geraten war, wurde zur Medrese Tillja-kari eine Hauptmoschee gebaut. Ihrer reich vergoldeten Innengestaltung verdankt sie ihren Namen Tillja-kari, d. h. die Vergoldete.
Nach dem 17. Jahrhundert kam es im Lande zu großen Veränderungen. Die große Zeit der Samarkander Baukunst war somit vorbei.
Doch diese alte Stadt hörte nicht auf zu bestehen. Heute ist Samarkand wieder eine blühende und gedeihende Stadt, eines der Industrie- und Kulturzentren Usbekistans.
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